Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall by Brandis Mark

Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall by Brandis Mark

Autor:Brandis, Mark [Brandis, Mark]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-10-26T22:00:00+00:00


8.

Als ich endlich dazu kam, mich in der Messe mit einem Becher Kaffee zu bedienen, war ich zu Tode erschöpft. Nicht einmal, mich umzuziehen, hatte ich die Energie aufgebracht. Die Anstrengungen wirkten nach. Ich war eben nicht mehr der Jüngste. Mir war klar, daß ich stank: nach versengter Kleidung, nach fettigem Ruß, nach Chemie, nach Schweiß.

Chesterfield und ich hatten die Messe für uns allein. Von Professor Jagos Leuten ließ sich keiner sehen, und Captain Mboyas Männer waren noch an der Arbeit: Sie fahndeten nach der Brandursache. Und sie versuchten festzustellen, weshalb die Detektoren nicht Alarm geschlagen hatten.

Wir waren noch einmal davongekommen, aber es wäre unverantwortlich, sich etwas vorzumachen: Von der Katastrophe hatte uns nur noch ein winziger Schritt getrennt. Und mit Hilfe von außen hätten wir nicht rechnen dürfen. Selbst einer der schnellen Rettungskreuzer der UGzRR-Flotte hätte etliche Tage benötigt, um vor PANDORA einzutreffen.

Der Kaffee bekam mir nicht, ich tauschte ihn ein gegen ein Glas Mineralwasser. Dabei bemerkte ich erst, wie zerschunden meine Hände waren.

Chesterfield schien es nicht viel besser zu gehen als mir. Er stand vor dem Bullauge und starrte stumm den schwarzen Raum an, in dem die Leuchtfeuer ferner Welten glommen. Neben ihm, auf dem Tisch, stand ein randvolles Wodkaglas. Jemand hatte es ihm spendiert. Bisher jedoch hatte Chesterfield es nicht angerührt.

Ich spürte, daß er von mir eine Antwort erwartete, und dabei wußte ich noch nicht einmal die Frage. Es mochte auch sein, daß ich sie nicht wissen wollte. Als irgendwann Captain Mboya polternd hereinkam, war ich fast froh über die Ablenkung.

„Ich glaub’, wir haben den Übeltäter.“

„Und?“

„Mäuseschiß auf einem Relais. Die Technik wird immer anfälliger. Ich brauch’ ein Bier.“

Der Bierautomat streikte. Captain Mboya versetzte ihm einen Fußtritt. Der Bierautomat gehorchte: Captain Mboya leerte sein Glas in einem Zug. Der strenge, bittere Gestank des Schlachtfeldes haftete auch an ihm. Der Overall, den er trug, war reif für den Verwerter.

Das zweite Glas trank er langsam. Er kostete die Pause aus.

„Übrigens“, sagte er, „McBride wird durchkommen.“

„Die erste gute Nachricht heute“, erwiderte ich. „Was wissen Sie über das Befinden der anderen?“

Der Blick, den er mir zuwarf, gefiel mir nicht.

„Das fragen Sie besser Professor Jago, Sir, nicht mich“, sagte er.

Die Frage, die ich nicht kennen wollte, brauchte gar nicht erst gestellt zu werden. Wir waren beim Thema. Das Problem war allgegenwärtig.

„Hören Sie schon auf zu grollen!“ gab ich zurück. „Ohne die Hilfe meiner Schüler hätten wir das Feuer niemals unter Kontrolle gebracht.“

Captain Mboya stellte sein Glas hin, schob Chesterfield vom Bullauge fort und klopfte gegen die Scheibe.

„Die Milchstraße!“ sagte er.

„Die neue Welt!“ sagte ich.

„Cunningham ist unterwegs!“ sagte er.

„Unaufhaltsam!“ bestätigte ich.

Das Gesicht, das er mir zuwandte, war müde und grau. Was an ihm zehrte, spürte ich, hatte mit der körperlichen Erschöpfung nichts zu tun.

„Ich bin nur ein lausiger Nigger aus dem afrikanischen Busch“, sagte er, „ein Kanake, aber, weiß Gott, ich bin stolz darauf. Denn Kanake bedeutet Mensch.“ Er warf den Kopf in den Nacken. „Auch McBride ist ein Kanake. Auch Chesterfield.“ Ich ahnte, was kommen würde. Mboyas schwarzer Zeigefinger war plötzlich auf meine Brust gerichtet.



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